Vorstellung

Der Februar 1962 war ein aufregender Monat: in der Nacht vom 16. zum 17. Februar 1962 trat in Hamburg das Wasser über die Ufer und es kam zur größten Sturmflut, die die Stadt im 20. Jahrhundert erlebt hat. In derselben Nacht gewinnt Cornelia Froboes mit dem Lied „Zwei kleine Italiener“ das Schlagerfestival von Baden-Baden. Vermutlich hat meine Mutter die Fernsehübertragung gesehen und ich habe mir gedacht: nur raus hier. Wobei meine Mutter sonst sehr freundlich zu mir war.

Aufgewachsen bin ich in dem kleinen Städtchen Harsewinkel zwischen Ems und Teutoburger Wald in der Nähe von Bielefeld. Es gibt viele Kindheits- und Jugendgeschichten. Doch die zu erzählen, die Zuhörer zu erheitern und mich erröten zu lassen ist das vornehme Recht meines Vaters. Ich habe viel und häufig protestiert – gegen Allgemeine Schulordnung, Atomkraftwerke, Radikalenerlass und für den Frieden. Vermutlich war die Tatsache, dass ich 1982 doch Abitur gemacht habe auch eine Art von spätem Protest gegen all diejenigen, die mich in meiner Kindheit für zu dumm hielten.

Profilbild
Frankfurt (Main), Mainufer 2017

Im Sommer 1983 begann ich dann zur Überraschung meiner Freunde eine Banklehre. Für manche kam es denn doch nicht überraschend – hatten sie mich doch stets für einen Kleinbürger gehalten, dessen revolutionäre Gesinnung nicht mehr als eine Attitüde war. Im Grunde viel zu kleingeistig und bürgerlichen Tugenden verhaftet. Wer Karl R. Popper las und auf der Möglichkeit des Irrtums bestand – mit all ihren philosophischen und politischen Folgen – war letztlich unzuverlässig. Priester des Kapitals zu werden war da irgendwie nur konsequent.

Das wurde ich dann ja auch. Nach der Ausbildung bei einer Bank in meiner Heimatstadt landete ich in einem kleinen Ort im nördlichen Münsterland. Dort arbeitete ich als Sachbearbeiter im Betriebsbereich, war von 1990 bis 1995 Innenrevisor und seit 1995 bis 2001 Leiter des Betriebsbereichs. Nach einer Fusion habe ich als Leiter der Organisation gearbeitet. Mein Arbeitsschwerpunkt hatte bis dahin im Controlling gelegen und so nutzte ich im Sommer 2002 die Möglichkeit, als Leiter des Betriebsbereiches zu einer anderen Bank zu wechseln. Seit dem 1.1.2005 konnte ich mich als Finanzcontroller ausschließlich den Aufgaben eines Controllers widmen.

Seit dem 5. November 1998 darf ich mich Dipl. Bankbetriebswirt (ADG) nennen. Damit war die sogenannte „Aufstiegsfortbildung“ in der genossenschaftlichen Bankengruppe zunächst abgeschlossen. Das Schlagwort vom lebenslangen Lernen gilt natürlich auch für mich und in meinem Beruf. Neben fachbezogenen Seminaren im Beruf habe ich einige Jahre, immer wieder unterbrochen durch berufliche Projekte, an der Fernuniversität Hagen die Fächer Philosophie als Hauptfach und Geschichte und Neuere deutsche Literaturwissenschaften als Nebenfächer studiert.

Das Jahr 2009 war für mich das Jahr der großen Veränderungen. Am vorläufigen Ende eines langen Weges habe ich mich beim Bistum Osnabrück um die Aufnahme unter die Studierenden der Katholischen Theologie mit dem Ziel, Priester zu werden, beworben. Von Oktober 2009 bis Oktober 2014 studierte ich Katholische Theologie an der Philosophisch-Theologischen Hochschule Sankt Georgen in Frankfurt am Main und lebte dort im Priesterseminar. Das obligatorische externe Studienjahr verbrachte ich 2010/2011 in München. Dort habe ich an der LMU Ludwig-Maximilians-Universität studiert. Von Oktober 2014 bis Februar 2015 besuchte ich den gemeinsamen Pastoralkurs der (Erz-)Bistümer Aachen, Hamburg, Hildesheim, Limburg und Osnabrück in Hamburg und bereitete mich auf die Diakonenweihe vor.

Am 21.3.2015 hat mich der Weihbischof von Osnabrück, Johannes Wübbe, in der St. Martinus-Kirche in Hagen a.T.W. zum Diakon geweiht. Vom 13.4.2015 bis zum 31.3.2016 war ich als Diakon in der Pfarreiengemeinschaft St. Antonius Lingen-Baccum, St. Josef Lingen-Laxten und St. Marien Lingen-Brögbern/Damaschke eingesetzt.

Mit der Diakonenweihe war eine Entscheidung für einen Lebensweg gefallen. Auf diese Entscheidung wurde ich in Studium und Priesterseminar sehr gut vorbereitet und begleitet. Mit den guten Erfahrungen in der Ausbildung und in meiner Diakonatszeit bin ich in den Presbyteratskurs in Osnabrück gestartet. Am 14.5.2016 hat mich Bischof Dr. Franz-Josef Bode in meiner Heimatkirche, dem Dom St. Petrus in Osnabrück, zum Priester geweiht. Vom 1.6.2016 bis zum 30.4.2018 war ich als Kaplan in der Pfarreiengemeinschaft Herz-Jesu Haren-Altharen, St. Josef Haren-Emmeln, St. Martinus Haren, St. Marien Haren-Tinnen und St. Clemens Haren-Wesuwe eingesetzt. Seit dem 1.5.2018 bin ich Pfarrer in der Pfarreiengemeinschaft Emmaus mit den Pfarrgemeinden Heilig Geist Stuhr-Brinkum, Heilige Familie Weyhe-Kirchweyhe, St. Paulus Syke, Maria, Königin des Friedens Bruchhausen-Vilsen und St. Michael Hoya. Auf dem Gebiet der Pfarreiengemeinschaft leben etwa 100.000 Menschen, davon sind gut 8.000 Menschen katholisch.

Auf meinen Weg als Priester nehme ich viele gute Erfahrungen mit, die sich als tragfähig erwiesen haben und mich stützen. Es freut mich, wenn ich etwas von der Ermutigung und von der Freude weitergeben kann, die mein Glaube mir gibt.

Print Friendly, PDF & Email