Datenschutz

Datenschutz

Das Thema Datenschutz hat aus meiner Sicht mehrere Aspekte:

  1. Wie stelle ich sicher, dass die richtigen Daten ausgegeben werden?
  2. Wie stelle ich sicher, dass die Daten nicht gefälscht oder unberechtigten Dritten zugänglich werden?
  3. Wie stelle ich sicher, dass die Daten verfügbar sind und bleiben?

Die öffentliche Diskussion kreist unter dem Namen Datenschutz zumeist um das zweite Thema. In dieser kurzen Darstellung geht es um das dritte Thema und speziell um Strategien zur Datensicherung, d.h. um Maßnahmen zum Schutz vor Datenverlust durch technischen Fortschritt oder Ausfall von Speichermedien.

 

Hilfe – ich kann meine Daten nicht mehr lesen!

Der Computer wird immer mehr zu einem Alltagsgegenstand. In nahezu jedem Haushalt in Deutschland steht ein solches Gerät. Mit dem Siegeszug von Digitalkameras und tragbaren Musikabspielgeräten wächst die Datenmenge auf den Festplatten überproportional. Nur wenige Anwender machen sich jedoch Gedanken darüber, wie diese Daten vor Datenverlust geschützt werden können.

Sie können sich heute problemlos Fotos anschauen, die vor fünfzig oder siebzig Jahre erstellt wurden. Doch schon die Farbbilder aus den Siebzigern bereiten heute oft Probleme: die Farben haben sich oftmals verändert und die Bilder einen deutlichen Grün-, Rot- oder Blaustich. Doch aus den Negativen lassen sich neue Abzüge entwickeln, die die ursprünglichen Farben brilliant wiedergeben. Wie ist das jedoch mit ihren digitalen Bildern? Gibt es in zwanzig Jahren noch Programme, die diese Bilder anzeigen können? Gibt es in zwanzig Jahren noch Geräte, die diese CD’s lesen können? Sind diese CD’s in zwanzig Jahren überhaupt noch lesbar?

Deshalb mein erster Tipp: Verwenden Sie für erhaltenswerte Daten Standardformate für die Datenspeicherung.

Leider verwendet jedes Programm ein eigenes Format zum Speichern von Daten. Anwender von Textverarbeitungen können ein trauriges Lied davon singen. Ein Standard ist ein Format, das veröffentlicht ist und das jeder Hersteller nutzen kann. Solche Standards gibt es – doch bisher niemanden, der sie einhält. Dann gibt es die „de facto Standards“. Das sind Formate, die von Marktführern eingeführt und genutzt werden. Ob und in welchem Umfang sie veröffentlicht wurden ist die eine Seite – ob und in welchem Umfang sich jemand darum kümmert, die andere Seite. Deshalb gibt es für dieses Problem keine wirklich gute Lösung. Es ist zu hoffen, dass zumindest die Marktführer für Office-Pakete (derzeit Microsoft Office und OpenOffice) langfristig am Markt bestehen und abwärtskompatibel sind, d.h. alle Formate von Vorgängerversionen zumindest ohne Formatierungsverlust lesen können.

Ein de facto Standard ist das PDF-Format von Adobe. Zumindest sind derzeit noch alle PDF-Dateien übergreifend lesbar. Die aktuellen Programme zum Lesen von PDF-Dateien können auch ältere Versionen lesen. Deshalb speichere ich Dateien zusätzlich immer als PDF-Dateien. Bei Mac OS X ist das ganz einfach: statt zu drucken lasse ich mir eine PDF-Datei anzeigen, die ich dann speichere und danach drucke. Nur bei Dateien, die ich morgen löschen würde, verfahre ich anders.

Bei Bildern und Musik sieht die Welt schon etwas besser aus. Die Formate JPG und TIFF für Bilder, MP3 für Musik oder MPEG4 für Filme sind wirkliche Standards und werden von den meisten Herstellern gut unterstützt. Für Musik oder Filme mit digitalem Rechtemanagement (DRM) ist es schon etwas komplizierter. Was passiert eigentlich, wenn der Lizenzgeber nicht mehr existiert? Zwanzig Jahre ist eine lange Zeit… Zumindest für Musik aus dem iTunes Music Store gibt es eine Chance: wandeln Sie jede erworbene CD bzw. alle erworbenen Titel in normale Audio-CD’s um. Für die gilt keine Beschränkung hinsichtlich der Wiedergabe und sie sind kompatibel zu den Standards.

Ein spezielles Problem sind Vektorgrafiken, z.B. aus Corel Draw. Hier gilt dasselbe wie für Textverarbeitungen und Tabellenkalkulationen (s.o.). Mit dem Unterschied, dass sich aus PDF-Dateien der Grafiken nur Bilder erzeugen lassen – keine Vektorgrafiken. Bis heute jedenfalls.

Noch vertrackter ist das Problem bei Daten, die in Datenbanken gespeichert sind. Wenn es sich um einige wenige Tabellen handelt, dann kann man die zumeist über eine Exportfunktion auslagern. Wenn dann die Beschreibung der Tabelle (Felder, Reihenfolge, Datentypen, Spaltenbeschreibungen) vorhanden sind, kann man die Daten recht gut rekonstruieren. Doch richtige Datenbanken bestehen zumeist aus einer Vielzahl abhängiger Tabellen. Die lassen sich zwar einfach sichern – doch selten problemlos mit einem anderen System rekonstruieren. Noch spezieller wird das Problem, wenn Sie Fach-Datenbanken verwenden. Beispiel: Sie verwenden eine Datenbank für Ihre Fotos und haben über Jahre Fotos und Zusatzinformationen erfasst. Darin steckt dann die Arbeit von Jahren… Nun verschwindet der Hersteller von der Bildfläche. Spätestens beim nächsten Update des Betriebssystems könnte Ihre Arbeit vergeblich gewesen sein: das Programm startet nicht mehr und auf die Daten kann nicht mehr zugegriffen werden.

Fazit: Die ultimative Strategie gibt es nicht. Behalten Sie die Datenformate im Auge und beantworten Sie sich die Frage: Was passiert, wenn ich Informationen von heute in zehn Jahren nicht mehr verarbeiten kann? Nicht jede Datei ist ja für die Nachwelt aufzuheben. Doch wer zum Beispiel ein Tagebuch schreibt, möchte darin vielleicht auch in zwanzig Jahren noch lesen können.

 

Hilfe – die Festplatte ist kaputt!

Zum nächsten Themenkreis. Jahrelang hat Ihr Mac stoisch seine Dienste verrichtet. Auf der Festplatte haben sich tausende von Fotos aus Ihren Urlauben gesammelt. Nun verabschiedet sich aus unerfindlichen Gründen die Festplatte – alle Daten sind verloren.

Mein zweiter Tipp: Alle Daten gehören auf die Festplatte

Manche Anwender neigen dazu, Daten von der Festplatte auf CD’s oder DVD’s auszulagern – damit der Platz auf der Platte noch reicht. Davon rate ich ab – zumindest dann, wenn die ausgelagerten Dateien dauerhaft gesichert werden sollen. Niemand kann Ihnen sagen, wie lange die gebrannten CD’s oder DVD’s lesbar sind. Also müssen Sie regelmäßig Kopien der Kopien anfertigen. Das wird schnell unübersichtlich und die Sicherung unterbleibt. Im Zweifelsfall sind Ihre Daten dann trotz Datensicherung verloren. Angesichts der Preise für interne Festplatten rate ich dazu, stets und immer alle sicherungswürdigen Daten auf der Festplatte zu halten.

Von jedem Prinzip gibt es Ausnahmen. Die wichtigste: Beantworten Sie sich die Frage, wie wichtig Ihnen bestimmte Daten sind. Viele Anwender sind Jäger und Sammler und haben Kopien ihrer gekauften DVD’s auf dem Rechner. Müssen die wirklich zusätzlich gesichert werden? Durch solche Überlegungen kann der Umfang der Sicherungen vielleicht erheblich gesenkt werden.

Deshalb mein dritter Tipp: Arbeiten Sie mit zwei Festplatten.

Es ist sehr unwahrscheinlich, dass zwei Festplatten gleichzeitig ihren Dienst einstellen. Da heute alle Computer mehr als eine Festplatte verwalten können, sollten Sie diesen Umstand nutzen. Wenn Ihr Computer das vorsieht, dann ist eine interne zweite Festplatte die einfachste Lösung. Ansonsten schließen Sie eine externe Festplatte per USB (USB 2.0 sollte es sein, USB 1.1. ist zu langsam) oder FireWire (1394a oder b) an. Kopieren Sie regelmäßig alle Ihre Daten auf diese zweite Festplatte. Achten Sie auf das „Drei-Generationen-Prinzip“: Erst die vierte Sicherung sollte die erste Sicherung überschreiben, so dass Sie immer drei Generationen Ihrer Daten gesichert haben.

Stellt sich die Frage, welche Daten denn gesichert werden sollen. Bei Mac OS X ist es ein wenig einfacher als unter Windows: alle Benutzerdaten liegen im Benutzerverzeichnis. Das kopiere ich komplett mit folgenden Ausnahmen: ~/Library/Caches und ~/Library/Fonts. Ein Sonderfall ist Microsoft Office. Das begeht die Sünde, Benutzerdaten im Programmverzeichnis abzulegen (/Programme/Microsoft Office 2004/Vorlagen/Eigene Vorlagen). Die müssen separat gesichert werden oder man folgt meinem Tipp unter Computer -> Texte schreiben -> Microsoft Word.

Mein vierter Tipp: Lagern Sie Ihre Daten regelmäßig auf externe Medien aus.

Zusätzlich zur zweiten Festplatte sichern Sie die Daten regelmäßig komplett auf ein externes Medium, z.B. eine CD oder DVD. Sichern Sie stets alle Daten. Denn über die Haltbarkeit der gebrannten CD’s oder DVD’s kann Ihnen niemand sichere Angaben machen. Das hängt von der Qualität der Rohlinge, des Brenners und den Umgebungsbedingungen (Temperatur, Luftfeuchtigkeit, Licht) bei der Lagerung ab. Schauen Sie am besten im Datenblatt Ihres Brenners nach, für welche Rohlinge eines Herstellers er spezifiziert ist. Das ist nicht nur ein Werbegag…

Mein fünfter Tipp: Verwenden Sie DVD-RAM als externes Medium

Schauen Sie sich doch einmal die technischen Details Ihres DVD-Brenners an. Wenn es ein sog. Multi-Burner ist, dann kann er zumeist auch DVD-RAM lesen und schreiben. Damit unterstützt er eines der besten am Markt befindlichen Speicherverfahren (siehe Wikipedia). Das Verfahren DVD-RAM ist für eine Haltbarkeit von 30 Jahren spezifiziert und Rohlinge für bis zu 100.000-fache Änderungen. Die Rohlinge sind deutlich teurer; der Preis relativiert sich jedoch sehr schnell. Deshhalb empfehle ich für die Datensicherung DVD-RAM. Für alle anderen Zwecke die anderen Formate für CD oder DVD.

Es sind für mich Situationen denkbar, in denen der Umfang einer Sicherung so stark anwächst, dass unter Abwägung von Aufwand, Nutzen und Risiko das permanente Auslagern auf eine DVD-RAM (also nicht nur zusätzlich zur Festplatte) angemessen erscheint. Ansonsten würde ich über andere Sicherungsmethoden, die aber zugleich auch sehr viel teurer sind, nachdenken (z.B. Bandsicherung).

Mein sechster Tipp: Verwahren Sie die Datenträger mit an einem anderen Ort.

Wenn Sie den fünften Tipp befolgt haben, dann haben Sie eine oder einen Satz von CD’s oder DVD’s, die eine komplette Kopie Ihrer Daten enthält. Aus meiner Sicht macht es wenig Sinn, diese Sicherungsmedien direkt neben dem Computer zu lagern. Ich bringe regelmäßig eine Kopie dieser Datenträger in mein Schließfach bei der Bank (das ich aus anderen Gründen sowieso habe). Man könnte sie aber auch verschlossen an einer anderen Stelle lagern.

Mein siebter Tipp: Verwenden Sie kein Programm zur Datensicherung.

Das mag Sie erstaunen – hat aber einen handfesten Hintergrund. Viele Programme weisen Fehler auf, die sie praktisch unbrauchbar machen. Das merken Sie aber erst, wenn der Ernstfall eingetreten ist. Dann ist es aber zu spät. Wenn Ihre Daten in einem Archiv verpackt sind, an das Sie nur mit Hlfe einer speziellen Software gelangen, dann hilft Ihnen das wenig, wenn diese Software nicht mehr funktioniert oder gar nicht mehr verfügbar ist. Wenn Ihre Daten so umfangreich sind, dass sie komprimiert werden sollten, dann verwenden Sie dazu ein Standardprogramm (ZIP oder TAR).

Manche Anwender schwören auf hilfreiche Werkzeuge (beim Mac zum Beispiel Carbon Copy Cloner), mit denen sie sog. Images o.ä. ihrer Festplatte anlegen. Das ist vor allen Dingen dann besonders hilfreich, wenn man auch das System mitkopieren will. Das mag hilfreich und auch sinnvoll sein – für die Datensicherung in diesem Zusammenhang aber nicht zu empfehlen. Fehler in diesen Programmen können dazu führen, dass Daten nicht oder nicht vollständig gesichert werden – mit den unangenehmen Folgen für Sie.

 

Und wie sichere ich das System?

Mac OS X hat dafür ein eingebautes Verfahren: Sie können mit dem Festplatten-Dienstprogramm ein Image Ihrer Festplatte anfertigen und z.B. auf der zweiten Festplatte ablegen. Dann können Sie jederzeit aus diesem Image und einer neuen Festplatte Ihr System wieder herstellen. Das ist für mich die einfachste Methode. (Ersetzt aber nicht die Sicherung der Daten. Wenn Sie nämlich gleichzeitig einen neuen Computer bekommen, nutzt Ihnen das Image ggf. überhaupt nicht). Das neue Mac OS X 10.5 (Leopard) hat mit Time Machine einen Mechanismus angekündigt, interaktiv verschiedene Systemzustände zu sichern und wieder herstellen zu können. Mike Bombich hat ein kleines Werkzeug entwickelt, mit dem sich leicht Kopien anfertigen lassen. Auch wenn sich dieses Werkzeug dazu eignet, die eigentlichen Daten zu kopieren: ich würde es nicht damit machen, sondern „von Hand“ kopieren.

Die beschriebenen Verfahren helfen nur dann, wenn die Festplatte getauscht wird – nicht jedoch, wenn die ganze Maschine ausgewechselt wird. Deshalb sollte man stets Installationsmedien für alle Programme und die dazugehörigen Lizenzunterlagen (vor allem Lizenzschlüssel) vorhalten. Wurden Lizenzschlüssel per Mail gesendet, speichere ich sie als PDF-Datei und drucke sie aus. Wird ein Programm auf CD oder DVD erworben klingt das einfach – doch was ist mit den aus dem Internet bezogenen Programmen? Dafür habe ich mir im Ordner Öffentlich einen Ordner Programme eingerichtet. Dahin speichere ich die jeweils aktuell aus dem Internet geladene Version eines Programms (und lösche gegebenenfalls eine ältere, dort gespeicherte Version). Achtung: einige Programme gibt es mit Update-Lizenzen. Damit man die einsetzen kann, muss die ältere Version zuerst installiert (und manchmal auch lizensiert) werden. Also ggf. auch eine Historie aufbewahren. Dort finde ich also immer eine vollständige Sammlung aller Programme, die nur als Download aus dem Internet installiert habe. Updates und Patches für Programme wie z. B. Microsofts office:mac oder für das Betriebssystem von Apple beziehe ich bei Bedarf aktuell aus dem Netz. In dem angegebenen Ordner befindet sich auch eine strukturierte Textdatei, in der ich alle zusätzlich installierten Programme vermerkt habe – einschließlich der Internetadressen, speziellen Lizenz-Informationen (z.B. Update-Lizenzen) und besonderen Installationshinweisen.

Ein weiterer Stolperstein sind Daten für den Internet-Zugang und weitere Zugangsdaten (Logins und Passwörter) z. B. von Mailkonten und anderen Diensten im Netz. Die sind oft im Schlüsselbund gespeichert und man hat sie seit Jahren nicht mehr eingegeben. Mein Gedächtnis ist da manchmal wie ein Sieb.

Ein Systemwechsel (z.B. auf einen der neuen intel-Macs) ist immer der aufwändigste Wechsel. Vor allem die ganzen Einstellungen zu Programmen und Diensten können oft nur umständlich aktualisiert werden. Dann ist es vielleicht hilfreich, wenn Sie eine Kopie von ~/Library auf der zweiten Festplatte haben. Wenn Sie meinen Vorschlägen folgen, dann ist das so.

Dann bleibt nur zu hoffen, dass Sie Ihre Datensicherungen niemals benötigen. Doch der neue Mac kommt sicher irgendwann…

Print Friendly, PDF & Email

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.