Bischof Bode ist zurückgetreten

Unser Bischof Dr. Franz-Josef Bode ist zurückgetreten. Seit Samstag, 25. März 2023 um zwölf Uhr hat das Bistum Osnabrück keinen Bischof mehr. Die Nachricht hat mich überrascht. Doch sie passt zu Bischof Bode, wie ich ihn kennengelernt habe. Nachdem im September ein Zwischenbericht auch Bischof Bode schwere Versäumnisse und Fehler im Umgang mit Fällen von sexuellem Missbrauch vorgeworfen hatte, schloss er einen Rücktritt noch kategorisch aus. Der Bericht attestierte ihm eine „Lernkurve“ im Umgang mit Tätern und vor allem Opfern und er wollte seine Kraft nutzen, um die notwendigen Maßnahmen im Bistum umzusetzen.

Ich gebe zu: Ich war enttäuscht. Bischof Bode hatte am 1. Advent 2010 in einem bemerkenswerten Bußakt Verantwortung übernommen und um Verzeihung gebeten. Die Betroffenen und die Verfolgung des Unrechts sollten fortan im Mittelpunkt stehen. Das hat er den Gläubigen versprochen. Das hat er Gott versprochen. Doch es kam anders. Ich hatte immer wieder gefordert, dass Verantwortliche auch Verantwortung übernehmen müssen und hatte betont, dass Rücktritte eine reinigende Wirkung haben. Nun hat Bischof Bode doch noch die Konsequenzen gezogen und ist zurückgetreten. Der Vatikan und Bischof Bode verkünden zeitgleich den Rücktritt.

Das passt zu Bischof Bode, wie ich ihn kennengelernt habe. Meine erste Begegnung war im Fernsehen. Anfang der 2000er Jahre war er in der Fernsehsendung DAS! auf dem roten Sofa. Die Situation war ihm offensichtlich fremd, die Antworten manchmal unbeholfen, aber klar. Das war kein medienwirksam weichgespülter Bischof, sondern ein Mensch. Das hat mir damals imponiert. Die Domgemeinde in Osnabrück war meine Heimat-Gemeinde. Als Messdiener, Lektor und Kommunionhelfer habe ich jahrelang alle großen Feste der Kirche im Dom mitgefeiert und habe in Bischofsmessen Aufgaben übernommen. Die Predigten haben mich intellektuell und menschlich überzeugt. In meiner Ausbildung zum Priester sind wir uns immer wieder begegnet. Wir Osnabrücker Priesterkandidaten waren stolz auf unseren Bischof: intellektuell klar, spirituell überzeugend, menschlich nahbar. Bischof Bode hat mich schließlich am 14. Mai 2016 zum Priester geweiht.

Bischof Bode war fast 28 Jahre Bischof von Osnabrück. In dieser Zeit hat er unser Bistum geprägt. Die Gesprächskultur ist ein besonderer Schatz. In seiner Gegenwart habe ich nie überlegt, ob ich etwas sagen darf oder besser schweige. Er hat den Perspektivplan 2015 initiiert und umgesetzt. Bischof Bode hat eine Kultur des Hinhörens geprägt: Verankert in der Tradition und in der Ordnung unserer Weltkirche hat er dennoch immer zuerst auf die Menschen geschaut, hat Barmherzigkeit über die Ordnung gestellt, hat danach gesucht, was Jesus uns in einer konkreten Situation sagen will. Die einen haben ihm Anpassung an den Zeitgeist vorgeworfen. Doch Bischof Bode geht es erkennbar darum, dem Willen Gottes nachzuspüren mit einem mitfühlenden Blick auf die Menschen. So wie Jesus es heute im Evangelium tut.

So mischen sich heute Respekt und Dankbarkeit. Für die Zukunft wünsche ich Bischof Bode von Herzen Gottes Segen.

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