Jesus Christus, unser König

Predigt zum Hochfest Christkönig. Bibeltexte Ez 34,11-12.15-17 und Mt 25,31-46.

Heute ist der letzte Sonntag im Jahreskreis. Nächste Woche beginnt der Advent, die Zeit der Erwartung. Wir bereiten uns vor auf die Ankunft unseres Herrn Jesus Christus. Heute wird noch einmal ein Schlusspunkt gesetzt. Wir setzen ein Ausrufezeichen. Wir verehren diesen Jesus aus Nazaret – den Rabbi, der am Kreuz starb und von dem seine Anhänger sagen, dass er lebt – wir verehren ihn als unseren König, als den obersten Herrscher dieser Welt. Alle Herrscher und alle Mächtigen dieser Welt sollen wissen: da ist jemand, der über ihnen steht, der größer ist als sie.

Das Fest Christkönig ist ein vergleichsweise junges Fest. Papst Pius XI. hat es im Heiligen Jahr 1925, genau 1600 Jahre nach dem Konzil von Nizäa, für die ganze Kirche eingeführt. Das hatte durchaus etwas Pikantes: Die Königreiche und Kaiserreiche in Deutschland, Österreich-Ungarn und Russland waren gerade untergegangen. Jetzt proklamierte die Kirche einen neuen König! Schon bald bekam das aber enorme Sprengkraft. Die totalitären Regime des Faschismus und des Kommunismus beanspruchten den ganzen Menschen. Der Führer oder die Partei, sie hatten immer Recht. Das Bekenntnis zu Christus als König wurde zu einer Demonstration gegen die weltlichen Herrscher.

Doch was bedeutet es, Jesus als König zu proklamieren? Die biblischen Texte des heutigen Tages bringen es auf den Punkt. 

Gott selbst wird nach seinen Schafen fragen und er wird sich um sie kümmern. Er wird für sie sorgen, so wie es recht ist. Die Untertanen Jesu sind nicht einfach nur Steuerzahler und Teil einer anonymen Masse. Gott steht vor jedem einzelnen von uns. Dein Schicksal und mein Schicksal sind Gott wichtig. Er will für uns sorgen. Doch nicht so, dass wir nun quasi in Watte gepackt werden. Die Naturgesetze werden nicht auf den Kopf gestellt. Doch Gott hat uns versprochen, immer bei uns zu sein und uns zu stärken. Er ist bei uns, wenn wir ungerecht behandelt werden. Er ist bei uns, wenn wir krank werden. Er ist bei uns, wenn ein lieber Mensch stirbt. Er wird bei uns sein, wenn wir selbst einmal sterben müssen. Wir haben hier keine bleibende Stätte, unsere Heimat ist im Himmel. Gott wird alle Tränen abwischen und das Leid wird nicht mehr sein. Das ist seine Zusage an uns. So können wir die Schönheit seiner Schöpfung und die Freuden dieser Welt genießen. So können wir gegen Hunger und Not, Krankheit und Tod arbeiten. Doch wir brauchen nicht verzweifeln, wenn uns das nicht vollständig gelingt. Wir können Angst und Schmerzen, Trauer und Not ertragen. Wir können das, weil wir wissen, dass da jemand ist, der am Ende für uns und die Menschen, die wir lieben, eintritt.

Doch dieser König will auch etwas von uns. Das wird im Evangelium deutlich, das wir gerade gehört haben. Der König will eine Entscheidung von uns. Er will, dass wir uns für ihn entscheiden. Es ist deutlich, dass dieser König uns ernst nimmt. Er nimmt auch unsere Entscheidung ernst. Wir sind erwachsene Kinder. Wer sich gegen diesen König entscheidet, wer nicht sein Untertan sein will, der muss das auch nicht sein.

Bei dieser Entscheidung geht es nicht um Theorie. Es geht nicht um irgendwelche Glaubenssätze und Behauptungen über Himmel und Erde. Es geht auch nicht um die Einhaltung eines ausgeklügelten Moralsystems. Es geht um ganz simple Dinge: Ich war hungrig und ihr habt mir zu essen gegeben, ich war durstig und ihr habt mir zu trinken gegeben, ich war fremd und ihr habt mich aufgenommen, ich war nackt und ihr habt mir Kleidung gegeben, ich war krank und ihr habt mich besucht, ich war im Gefängnis und ihr seid zu mir gekommen. Die Entscheidung fällt jedes mal neu, wenn ich einem Menschen begegne. Sehe ich, was dieser Mensch jetzt braucht? Was kann ich geben, was kann ich tun?

Dieser König hat ein einfaches Programm für uns. „Was ihr für einen meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan. Was ihr für einen dieser Geringsten nicht getan habt, das habt ihr auch mir nicht getan.“ So einfach ist es, vor diesem König zu bestehen. Wenn wir auf uns selbst schauen, dann merken wir aber auch: Wie schwer ist es, diese einfachen Dinge auch zu tun.

Doch dieser König lässt uns auch in unserer Schwachheit, in unserem Versagen nicht allein. Er nimmt uns immer wieder in seine Arme. Auch wenn wir uns von ihm abgewandt haben, wenn andere Dinge oder meine Angst größer waren, als mein Vertrauen in ihn. Wir dürfen immer wieder umkehren und zu ihm zurückkehren. Das ist der Kern der Botschaft Jesu an uns: „Die Zeit ist erfüllt, das Reich Gottes ist nahe. Kehrt um und glaubt an das Evangelium!“ (Mk 1,15)

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