Lasst das Licht eurer guten Werke leuchten

Predigt in der Heiligen Messe zum 32. Sonntag im Jahreskreis

Lesejahr A: Mt. 25,1-13

Liebe Brüder und Schwestern,

ich weiß nicht, wie es ihnen geht. Wenn ich in den Urlaub fahre, dann meistens mit übergroßem Gepäck. Man muss ja für alles gewappnet sein. Vielleicht regnet es. Die Abende können schon mal kühl werden. Vielleicht gehen wir in die Oper oder ins Theater. Für die Fahrt brauche ich ausreichend Wasser und Süßigkeiten und was Salziges und natürlich Obst. Zum Glück ist ja der Kofferraum groß genug. Schwierig wird es erst, wenn auf einer Flugreise das Gepäck begrenzt wird. Bei manchen Paaren und Familien spielen sich auf der Fahrt in den Urlaub Dramen ab. Andere verzichten auf Diskussionen und lassen den Partner einfach tun.

So ähnlich stelle ich mir die Diskussionen zwischen den jungen Frauen im Gleichnis vor. Eine Hochzeit ist angesagt. Der Bräutigam kommt aus dem Nachbardorf. Da ist es nun Sitte, dass unverheiratete junge Frauen aus dem Dorf der Braut dem Bräutigam entgegen gehen und ihn in einer Art Lichterprozession zum Hochzeitsfest begleiten. Doch niemand weiß so genau, wann der Bräutigam genau kommt. Also heißt es abwarten. Die eine Hälfte der jungen Frauen sorgt vor. Für den Fall, dass der Bräutigam später kommt, nehmen sie eine Extra-Portion Lampenöl mit. Sie sind nun im Vorteil, als der Bräutigam kommt. Während die anderen sich noch Öl besorgen müssen, begleiten sie den Bräutigam zum Hochzeitsmahl. Die jungen Frauen, die zu spät kommen, werden ausgeschlossen.

Was ist die Pointe dieses Gleichnisses? Sollen wir lieber etwas zu viel mitnehmen auf unsere Lebensreise? Sozusagen den größten Koffer nehmen und den Kofferraum voll machen? Jesus gibt am Ende einen Schlüssel mit, der vielleicht helfen kann, das Gleichnis aufzuschließen: „Seid also wachsam! Denn ihr wisst weder den Tag noch die Stunde.“

Doch dieser Schlüssel ist merkwürdig. Wachsam sein heißt doch: nicht schlafen, aufmerksam sein. Doch im Gleichnis schlafen alle zehn jungen Frauen ein. Die Klugen ebenso wie die Törichten. In der Müdigkeit ist offensicht kein Unterschied zwischen den Klugen und den Törichten. Alle zehn wachen schließlich auch auf, als die lauten Rufe erschallen.

Vielleicht mein Jesus dieses „Seid also wachsam!“ etwas anders. Im Sinne von: Jederzeit auf alles vorbereitet sein. Im Sinne von: Der Bräutigam kann in den nächsten Minuten kommen. Es kann aber auch Stunden dauern. Im Sinne von: Rechnet jederzeit damit, dem Bräutigam zu begegnen. Schon wird das Gleichnis hoch aktuell.

Der Bräutigam in dem Gleichnis steht ja zweifelsohne für Jesus. Sind wir bereit für eine Begegnung mit Jesus?

Doch was hat es mit dem Öl auf sich? Im Matthäus-Evangelium gibt es eine weitere Stelle, in der es um Leuchter geht: „Man zündet auch nicht ein Licht an und stellt es unter den Scheffel, sondern auf den Leuchter, dann leuchtet es allen im Haus. So soll euer Licht vor den Menschen leuchten, damit sie eure guten Werke sehen und euren Vater im Himmel preisen“ (Mt 5,15f). Hier gibt es einen Zusammenhang zwischen dem leuchtenden Licht und den guten Werken. Wenn ich das übertrage, dann fehlt den törichten Jungfrauen das, was ihre Lampen brennen lässt. Die Mahnung Jesu am Ende des Gleichnisses könnte man dann auch so übersetzen: „Kümmert euch schon jetzt um die Begegnung mit Jesus Christus, um die Begegnung mit Gott. Glaubrt nicht, dass ihr den Zeitpunkt ausrechnen könnt. Kümmer euch schon jetzt, kümmert euch schon heute darum. Nehmt es in Kauf, ausgelacht zu werden, weil ihr wieder mal zu viel Gepäck mitnehmen wollt.“

Jesus fordert uns in dem Gleichnis auf, dass wir uns auf die Begegnung mit ihm vorbereiten. Wir sollen das Licht unserer guten Werke leuchten lassen.

In unseren Ehen und unseren Familien: Indem wir unser gemeinsames Wohl in den Mittelpunkt stellen.

In unseren Freundschaften, in der Nachbarschaft, in den Vereinen und Verbänden, in denen wir uns engagieren: Indem wir uns gegenseitig respektieren und füreinander Verantwortung übernehmen.

Am Arbeitsplatz, in der Wirtschaft und in der Politik: Indem wir unsere Aufgaben so erfüllen und die Lebensbedingungen so gestalten, dass sie den Menschen Freiheitsräume eröffnen. Freiheitsräume, um ihren je eigenen Weg vor Gott zu gehen. Indem wir so arbeiten und die Lebensbedingugnen so gestalten, dass sie die Lebensgrundlagen und die Schönheit der Natur auch für zukünftige Generationen bewahren.

In der elektronischen Kommunikation, in den sozialen Netzwerken, auf Facebook, Twitter & Co: Indem wir auch hier den Respekt und das Wohlwollen aufbringen, das wir in der Begegnung von Gesicht zu Gesicht erwarten würden. Indem wir bedenken, dass unbedachte Äußerungen und leichtfertig verteilte Meldngen einen viel größeren Schaden anrichten können, als in der realen Welt.

Natürlich sind wir nicht perfekt und machen immer wieder Fehler. Ich jedenfalls halte mich nicht immer an meine Vorsätze. Deshalb hat Jesus uns einen Beistand zugesagt. Dieser Beistand will uns immer wieder helfen, auf umseren Weg weiter zu gehen.

Sich auf die Begegnung mit Jesus vorzubereiten ist nicht nur Anstrengung und Arbeit. Damit das Licht unserer guten Werke auch wirklich leuchten kann, dürfen und sollen wir uns an dieser Welt freuen. Wir dürfen und sollen lachen und tanzen und fröhlich sein. Sonntage sollen solche Tage der Freude sein. Genießen wir unseren Sonntag.

[Die Predigt habe ich am 11.11.2017 im Rahmen einer Heiligen Messe in der Pfarrkirche St. Clemens in Haren-Wesuwe und am 12.11.2017 im Rahmen einer Heiligen Messe in der Pfarrkirche Herz-Jesu in Haren-Altharen gehalten. Für die Predigt hatte ich mir Stichworte notiert. Die hier nachträglich geschriebene Lesefassung der Predigt kann daher vom gesprochenen Wort der Predigt abweichen.]

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