Wissenschaftliche Hausarbeit
Wer heute im Rahmen eines Studiums eine Hausarbeit, Semesterarbeit oder eine Abschlussarbeit anzufertigen hat, findet vielfältige und zum Teil sehr detaillierte Hinweise, eine solche Arbeit zu gestalten. Das erstaunt mich immer wieder – denn der technische Teil einer solchen Arbeit erlangt eine so große Bedeutung, dass der inhaltliche Teil dahinter zurückzutreten scheint. Wie haben die Menschen das nur vor zwanzig oder dreißig Jahren gemacht? Hat es da keine solche Arbeiten gegeben?
Die Regeln für die äußerliche Gestaltung sind letztlich so einfach, dass es Schmunzeln macht:
- Schreiben Sie in einer lebenden Sprache, die die Leser Ihrer Arbeit vermutlich verstehen können. In Deutschland ist es üblich, solche Arbeiten auf deutsch zu verfassen. Halten Sie sich an die sprachlichen Regeln des angesprochenen Kulturkreises.
- Verwenden Sie eine lesbare Schrift, die weder zu klein noch zu groß ist.
- Lassen Sie auf der rechten oder der linken Seite ausreichend Rand für Korrekturen und beachten Sie einen Loch- bzw. Binderand.
- Die Anordnung der Elemente auf dem bedruckten Blatt folgt einer logischen Struktur und hat dienende Funktion. Die Seitenzahl steht nicht unten rechts, weil es so schön ist – sondern weil es praktisch ist, sie immer an derselben leicht aufzufindenden Stelle zu sehen.
- Für welches Gestaltungsschema Sie sich auch immer entscheiden – halten Sie es durch und gestalten Sie alle Seiten gemäß dieses Schemas. Das Gestaltungsschema soll helfen, die logische Struktur Ihrer Arbeit zu erfassen und Ihre Argumentation nachzuvollziehen. Sie hat eine in diesem Sinne dienende Funktion.
- Die verwendeten Quellen und die verwendete Literatur sind in Verzeichnissen anzugeben. Die Angaben haben so zu erfolgen, dass sie eindeutig identifizierbar sind.
- Zitate, indirekte Zitate, fremde Gedankengänge und Thesen sind zu kennzeichnen und zu belegen. Das erfolgt in Deutschland üblicherweise mit Fußnoten. Es sind aber auch schon Endnoten (am Endes des Kapitels oder am Ende des Textes) und Hinweise im Text beobachtet worden. Die Angabe der Belegstellen muss so erfolgen, dass die vollständige Quellen- und Literaturangabe im entsprechenden Verzeichnis zu finden ist.
Das sollten alle Regeln sein. Alles was darüber hinausgeht, hat mit wissenschaftlicher Arbeit nichts zu tun sondern ist Ausfluss der Konvention einer Fakultät, eines Institutes oder eines Lehrenden. Da bestimmt dann jemand mit der Macht seines Amtes und versucht, seine autoritäre Setzung mit einem Popanz von angeblicher Wissenschaftlichkeit zu verschleiern. Wissenschaft hat etwas mit Argumentation und Austausch zu tun. Mit sonst nichts.
Solche Arbeiten werden heute mit einem PC, Notebook oder wie immer man dieses technische Gerät auch nennen mag, geschrieben. Dazu werden Programme benutzt, die die Arbeit der Texterfassung, -bearbeitung und -gestaltung mehr oder weniger erleichtern. Dabei wird häufig vergessen, dass es sich dabei um sehr komplexe Werkzeuge handelt. Sie sind sehr leistungsfähig und mitunter entsprechend komplex. Setzen Sie sich mit Ihrem Werkzeug frühzeitig auseinander und lernen Sie an möglichst einfachen Aufgaben seine Bedienung. Sonst kann es Ihnen passieren, dass Sie in einer entscheidenden Phase Ihrer Arbeit nur noch demonstrieren können, dass Sie gelernt haben, Word zu beherrschen.
Das Programm für wissenschaftliche Textarbeiten gibt es nicht. Jedes Fach hat seine spezifischen Problemstellungen und jeder Mensch seine ganz spezielle Arbeitsweise. Außerdem leben wenige auf einer Insel und von daher vom Austausch mit ihren Mitmenschen. So ist auf dem Apple Mac mit Mellel ein starkes Werzeug für den Umgang mit mehrsprachigen Texten in nahezu allen Philologien entstanden. Trotzdem kann es sein, dass an dem Institut, an dem Sie arbeiten, spezielle Hilfsmittel für Word für Windows eingesetzt werden. Das heißt erst mal wenig – doch es könnte sein, dass Sie für Word für Windows die bessere Unterstützung finden.
Probieren Sie aus! Von fast allen Systemen gibt es Test- und Demoversionen. Arbeiten Sie sich ein und Sie werden merken, wie ähnlich die Systeme sich im Grundgedanken sind. Sie lernen aber auch die Unterschiede kennen und können eine für Sie passende Lösung finden. Sie kaufen ja auch nicht die erste Hose oder das erste Kleid, das Sie sehen ohne auch andere anzuprobieren. Oder Geld spielt keine Rolle… Gehen Sie auch die Wege abseits der großen Trampelpfade. Sie werden erstaunt sein, was es dort alles gibt.
Das sollen nun auch alle Worte gewesen sein. Sie haben bestimmt schon eine Handreichung zur Gestaltung von Arbeiten erhalten und Sie kennen auch die vielen Bücher zum Thema in Ihrer Bibliothek oder in der Buchhandlung. Halten Sie sich an die Vorgaben und probieren Sie ein Buch aus. Der einzig wertvolle Tipp, den ich an dieser Stelle geben kann: fangen Sie früh damit an.